Meine vier Anfängerfehler
… und wie Du generell am besten mit Fehlern umgehst.
Manchmal ist es schon ziemlich nervig, einen Fehler gemacht zu haben. Doch sich über Fehler zu ärgern ist ebenso mühsig und überflüssig, wie sich jeden Tag darüber aufzuregen, dass es dunkel wird. Fehler passieren Dir und auch mir immer und immer wieder.
Das blöde an Fehlern ist nur, dass sie uns zumindest augenscheinlich zurückwerfen. Klar ärgert man sich da und fängt in letzter Konsequenz an zu zweifeln.
“Warum passiert das ausgerechnet mir” … “bin ich überhaupt gut genug?”
Oder noch besser “vielleicht sollte ich das bleiben lassen”
Ich habe irgendwann einen Weg für mich gefunden, der mir seither den Umgang mit Fehlern leichter macht. Ich entschied eines Tages, mich beim nächsten Fehler selbst zu beruhigen:
“Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.”
Den Spruch kennt jeder.
Oder noch besser:
“Es gibt immer jemanden, der es besser kann.”
Stimmt. Das hilft mir, mir bewusst zu werden, dass auch ich nicht perfekt bin. Niemand ist das. Andernfalls würde uns mit einem Fingerschnippen alles gelingen.
Hallo Welt, da bin ich!
Niemand von uns wird mit all seinen besonderen Fähigkeiten geboren. Oder konntest Du nach Deiner Geburt schon sprechen, laufen oder springen.
Du merkst, was ich damit sagen will.
Klar, jeder von uns hat irgendwo eine besondere Begabung für bestimmte Fähigkeiten. Die Anlagen sind da, aber ausgereift ist da trotzdem noch lange nichts. Ich kenne keinen Meistergeiger, der als solcher auf die Welt kam. Und auch DaVinci wurde nicht als begnadeter Maler geboren.
Doch nun zu meinen Anfängerfehlern, die ich alle selbst durchlaufen habe. Es handelt sich hierbei um Fehler, die man nicht unbedingt selbst machen muss, um schlauer zu werden. Vielleicht hilft Dir dieser Post somit, um eine Abkürzung zu finden.
#1 Angst vor Fehlern
Mein größter Fehler in meiner eigenen Entwicklung als Fotograf war, dass ich Angst hatte, überhaupt Fehler zu machen.
Das klingt jetzt etwas schräg, ist aber im Grunde ein völlig normales Verhalten. Ist doch für die meisten unter uns einen Fehler zu machen gleichbedeutend mit “schlecht sein” oder “sich auf dem Holzweg befinden”. Beides lässt uns als Fotografen im Rennen um das beste Bild womöglich recht alt aussehen.
Machen wir Fehler, erreichen wir also unser Ziel entweder gar nicht oder eben später. Deshalb mögen wir Fehler nicht und versuchen sie zu vermeiden. Soweit so klar.
Oh man ich habe wirklich viele Fehler gemacht in meinem Leben. Im Grunde könnte diese Liste noch viel, viel länger ausfallen.
Doch die gute Nachricht ist nun: Indem wir etwas falsch machen, wissen wir beim nächsten mal, wie es besser funktioniert. Fehler zu machen bringt uns auf den richtigen Weg, wie in einer Art Ausschlussverfahren.
Meist gibt es doch gefühlt unzählige Möglichkeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Vielleicht bearbeitest Du gerade eines Deiner Fotos …
“Ok, das sieht jetzt gar nicht gut aus …”
Nächster Versuch!
“Ja, so ist das schon besser aber immer noch nicht das, was ich haben will.”
Mit jedem Fehlversuch kannst Du einen (falschen) Weg abhaken, wegstreichen, in die Tonne klopfen. Mit der Zeit hast Du bereits etliches probiert. So viele Möglichkeiten bleiben jetzt nicht mehr übrig, die für Dich und Dein Vorhaben funktionieren. Klingt doch irgendwie logisch oder.
Ich bin zu meiner Anfangszeit ganz ähnlich vorgegangen.
Dieses sprichwörtliche “Einsammeln von Niederlagen” finden wir auch in vielen anderen Bereichen unseres Lebens.
Vielleicht bist Du Schifahrer. Wie oft bist Du hingefallen, bis Du es vernünftig konntest? War das für Dich ein Grund, um aufzuhören?
Oder Du bist Musiker und spielst ein Instrument. Als Du anfingst, produziertest Du viele falsche Töne, bis es Dir irgendwann gelang, fehlerfrei zu spielen.
Wir vergessen gerne eines: Jeder startet irgendwann mit seiner Fotografie und auch allem anderen im Leben bei Null und entwickelt sich anschließend stetig weiter. Bei diesem Prozess sind Fehler eine wichtige Quelle des Lernens und der Inspiration.
Fehler sind also gut?
Ja, durchaus. Klar wollen wir sie vermeiden. Das wird aber nur dem gelingen, der sich völlig passiv verhält und alle Viere von sich streckt. Jemand, der so durch sein Leben dümpelt, wird vermutlich auch keine bis einige wenige Fehler machen. Es sei denn er wählt das falsche Fernsehprogramm. So funktioniert Weiterentwicklung aber jedenfalls nicht und so erreicht man auch keine Ziele.
Fehler sind also auch für die Entwicklung eines Fotografen wichtig. Wenn wir nun Angst vor Fehlern haben, werden wir automatisch vorsichtiger agieren. Damit verbauen wir uns aber eine Menge an Entwicklungsmöglichkeiten.
Angst hemmt Dich, Angst blockiert!
Ich kann Dich nur ermuntern, Fehler als etwas Gutes anzusehen. Habe keine Angst davor. Wenn irgend etwas schief ging, frage Dich, was genau ist falsch gelaufen und warum. Analysiere die Situation und ziehe eine Lehre draus. Was kannst Du nächstes mal besser machen, damit es Dir gelingt.
“Aus Fehlern lernt man”
Oh wie wahr …
#2 Verstärkte Konzentration auf die Technik
“Endlich habe ich meine heiß ersehnte Kamera in der Hand. Sie war mal wieder so richtig teuer. Genau wie die letzte vom Vorjahr.”
“Jetzt kann ich endlich richtig gute Fotos machen und mich von den anderen Fotografen abheben. Hey, denen werde ich es zeigen.”
Ach und dann waren doch da noch die zwei Objektive, die ich neu kaufen musste, weil die alten nicht mehr auf die neue Kamera passten.
Wahrheit oder Fiktion?
Natürlich habe ich jetzt ein klein wenig übertrieben. Aber gerade als technikbegeisterter Fotograf erkennt man sich darin schon ein klein wenig wieder. Sei ehrlich, auch Du hast schon Technik eingekauft, die Du nicht unbedingt benötigt hast.
Nötig oder unnötig, das ist hier die Frage!?
Gerade bei der Technik scheiden sich daher in unzähligen Diskussionen die Geister.
Meine Ansicht hierzu: Natürlich brauchst Du entsprechendes Werkzeug für Deine Arbeit, keine Frage. Ohne Kamera gibt es schließlich auch kein Bild. Doch muss es gleich eine High-End-Kamera für tausende von Euro sein? Ganz zu schweigen von dutzenden Objektiven von denen du manche bisher kaum verwendet hast.
Zu denken mehr (Kamera-)Technik macht automatisch bessere Bilder ist falsch!
Ich würde es nicht behaupten, wenn ich nicht genau diese Lehre bereits gemacht hätte.
Deine wichtigste Aufgabe als angehender Fotograf ist es, SEHEN zu sehen. Lerne Dein Motiv zu sehen und lerne es zu lesen. Die beste Kamera der Welt wird Dir schlechte Aufnahmen bescheren, wenn Du nicht in der Lage bist, Dein Motiv richtig zu beurteilen und in Szene zu setzen.
“Nicht Deine Kamera macht das Bild sondern Dein Auge!”
Dessen ist sich kaum jemand bewusst. Ich erinnere mich an etliche Begebenheiten, bei denen Hobbyfotografen versuchten, neben mir in zweiter Reihe ein Foto vom Brautpaar zu erhaschen. Die meisten von ihnen nutzen erfahrungsgemäß Kameras der mittleren Preisklasse.
Es folgt meist ein kurzer Blick auf meine Kamera.
“Na Deine Bilder werden bestimmt besser als meine”.
Wie kommt nun derjenige darauf, dass meine Bilder besser werden? Weil ich die dickere Knipse in der Hand halte? Ganz offensichtlich.
Ich bin mir sicher, dass ein Fotografiekönner mit einem Handy bewaffnet bessere Aufnahmen produziert als ein Anfänger mit der besten Kamera der Welt. Also was ist dran an der Aussage “teure Kamera, automatisch bessere Bilder”.
Nichts. Zumindest nicht an automatisch.
Wenn das wahr wäre, würde jeder Fahranfänger mit einem Ferrari das nächste Autorennen gewinnen. Wird er nicht, denn er hat noch nie etwas von Beschleunigung und Kurvenverhalten gehört.
Meine Empfehlung für Dich:
Zu Beginn Deiner fotografischen Karriere benötigst Du im Grunde nichts weiter als eine Kamera mit Einstellmöglichkeiten und ein einziges Objektiv. Viele Kameras beinhalten im Kit bereits ein Objektiv mit einer Brennweite von z.B. 17-50mm. Das reicht für sehr viele Motive aus.
Irgendwann bist Du an einem Punkt, an dem Du die Möglichkeiten Deiner Kamera alle kennst und auch ausgereizt hast. Mittlerweile weißt Du auch, wie Du Dein Motiv bestens in Szene setzen kannst.
Jetzt ist der Zeitpunkt, um über eine neue Kamera nachzudenken. Welche Funktionen wünschst Du Dir? An welchen Stellen möchtest Du (technische) Verbesserung erreichen? Diese Fragen und Deine Antworten darauf werden Dich zur Kamera Deiner Wahl führen.
Betrachte ich heute meine komplette Ausrüstung, stelle ich selbst ernüchternd fest, dass ich allenfalls 50% davon regelmäßig nutze. Den Rest benötige ich nur für seltene Spezialaufnahmen.
#3 Der Automatikmodus
Irgendwann kaufte ich mir eine moderne Spiegelreflexkamera. Unglaublich viele Einstellungen konnte man hier vornehmen. Die ersten Bilder waren sehr schnell geknipst. Anders konnte man dieses “ich schieße Bilder aus der Hüfte” nicht nennen. Schließlich musste ich hierzu nur den Auslöser betätigen.
“Na, das war ja einfach”
Warum sprechen denn immer alle davon, dass fotografieren so schwer sein soll.
Vielleicht stehst Du am Anfang und hast ähnliche Gedanken. Wohl wahr, im Automatik-Modus kann man bereits sehr ansprechende Aufnahmen erstellen. Ich war damals auch sehr zufrieden mit den ersten Ergebnissen, die mir meine Kamera bescherte.
Doch diese Zufriedenheit hielt nicht lange an. Wozu braucht es denn nun diese Vielzahl an Einstellmöglichkeiten an der Kamera. Das wollte ich genauer wissen.
“Jede Entscheidung bringt Veränderung.”
An dieser Stelle triffst Du die Entscheidung, ob Du auf dem aktuellen Automatik-Level stehen bleiben möchtest, oder ob Du Dich weiter entwickeln möchtest.
Diese Entscheidung treffen viele Anfänger nicht.
Warst Du schon mal an einem gut besuchten Hotspot. Die Fotografen stehen in Reih und Glied, viele davon haben eine Kamera mit Einstellmöglichkeiten im Anschlag.
Ups, was war das. Jemand hat in die Landschaft geblitzt. Und noch jemand … da wieder einer.
Der interne Blitz der Kamera klappt je nach Lichtverhältnissen automatisch aus … sofern der Fotograf die Automatik benutzt.
Seit Jahren stelle ich mir die Frage, warum so viele Kamerabesitzer im Automatikmodus fotografieren. Die mir einzig schlüssige Erklärung ist, dass ihnen ein schlauer Verkäufer folgendes sagte: “Um gute Bilder zu machen, müssen Sie unbedingt diese Kamera besitzen, denn je größer, umso besser werden ihre Fotos”.
Ja, teurere Kamera heißt in der Regel mehr Technik, größerer Sensor. Einfach mehr Pixel.
Oh was ist das? Ok, nennen wir es bessere Auflösung. Ok, das klingt gut. Kaufe ich.
Dazu kommt aber wohl auch noch der Unwillen vieler Anfänger, sich mit der Technik ihrer Kamera näher zu beschäftigen.
Warum dann so eine Kamera? Na der Verkäufer sagte doch … ja das wissen wir bereits.
Na dann eben hallo lieber Automatikmodus. Wir werden sicherlich gute Freude werden und wohl auch bleiben.
Möchtest Du mehr mit Deiner Fotografie erreichen? Willst Du über die Automatik hinaus?
Um das heraus zu finden, reicht es in der Regel, dass Du Dich zunächst mit nur einer der vielen Zusatzfunktionen Deiner Kamera näher beschäftigst. Du könntest eine der von jedem Profi geliebten Einstellungen nutzen und die Blende verstellen, um so mehr oder weniger Schärfentiefe in Dein Bild zu bringen.
Wie beurteilst Du die Auswirkungen auf das Endergebnis? Hast Du Spaß daran, Dein Bildergebnis auf diese Art zu verändern?
Wie sehr gefällt es Dir, mit der Belichtungszeit zu spielen und Deinem Bild so mehr oder weniger Dynamik zu verleihen? Bist Du begeistert, was hier alles möglich ist? Glückwunsch, dann hat Dich der Virus Fotografie gepackt und Du wirst sehr wahrscheinlich noch tiefer in die Zusammenhänge der Fotografie einsteigen wollen.
Worauf wartest Du? Raus aus der Automatik und auf zu tollen Fotos!
#4 Fotografieren ohne Fragen zu stellen
Mittlerweile hatte ich die wichtigsten Einstellmöglichkeiten meiner Kamera kennen gelernt und auch gut im Griff. Mit dem neu gewonnenen Wissen fotografierte ich munter darauf los. Ich fotografierte, was mir vor die Linse kam.
Das rate ich Dir auch.
Probiere Dich aus, nimm jede Möglichkeit wahr, ein Foto zu machen. So lernst Du die verschiedensten Bereiche der Fotografie einschließlich ihrer Tücken kennen.
Doch auch hier heißt es “schalte Deinen Kopf ein”. Das pure knipsen ohne Dir Gedanken zu machen über das, was Du hier tust, führt Dich nicht weiter.
Eine wichtige Erkenntnis für mich war, mir Fragen zu stellen. Wer fragt bekommt in der Regel Antworten. Und man mag es kaum glauben, wenn Du Dir selbst Fragen stellst, kommst Du hin und wieder auch selbst auf die richtige Antwort. Oder Du googlest, oder Du fragst einen Freund … ein Fotokurs wäre ebenfalls eine weitere gute Möglichkeit, um dein Repertoire an Fragen zu erweitern.
Doch eine der wichtigsten Fragen, die Du Dir stellen solltest ist: Gefällt mir das, was ich hier mache? Finde ich die Ergebnisse gut?
Naja, geht so.
Wenn nicht, woran liegt es, dass Dir diese Aufnahme misslungen ist? Was kannst Du besser machen?
Es schließen sich essentielle Fragen an, die Dich auf den richtigen Weg führen:
- Was möchtest Du mit Deiner Aufnahme zeigen? Möchtest Du eine Geschichte erzählen oder ein Detail zeigen?
- Was ist Dein Hauptmotiv in Deiner Aufnahme/Geschichte?
- Sind die Inhalte in Deinem Bild dienlich, so dass der Betrachter die Botschaft erkennen kann?
- Welche Gegenstände untermauern Deine Bildaussage und welche nicht? Versuche die unwichtigen aus dem Bild zu entfernen.
Übrigens werde ich auf diese und weitere Fragen in einem anderen Post noch tiefer eingehen.
An dieser Stelle sollte Dir klar sein, dass nur Du entscheidest, ob die Art von Fotografie, die Du betreibst, Dich weiter bringt oder nicht.
Dir gefällt die Aufteilung in Deinen Aufnahmen nicht? Gut, dann versuche eine andere Verteilung.
Da wäre schon wieder eine Frage: “Welche Möglichkeiten der Aufteilung habe ich?”
Du findest die Farben in Deinem Foto nicht ansprechend genug? Ok, dann experimentiere mit wärmeren oder kälteren Farben in der Bildbearbeitung.
Probiere Dich aus. Du wirst erstaunt sein, was alles möglich ist.
Am Ende wirst Du Dich freuen, denn immerhin hast Du das alles selbst gemacht.