Warum fotografiere ich?
Bist Du begeisterter Fotograf? Vermutlich, sonst wärst Du nicht auf diesem Artikel gelandet.
Doch hast Du Dir auch schon mal die Frage gestellt, warum Du gerne fotografierst?
“Na sicher doch”.
Aber hattest Du auch eine Antwort darauf?
“Klar, ich fotografiere, weil es mir Spaß macht und meine Leidenschaft ist”.
Diese Antwort ist die häufigste, die man auf die Frage nach dem Warum erhält. Sie ist richtig, denn ohne Spaß und Leidenschaft geht man wohl kaum einem Hobby nach. Die wahren Beweggründe, warum wir fotografieren, liegen jedoch tiefer.
Warum fotografiert ein Fotograf überhaupt?
Was für eine Frage.
Wir wissen jetzt schon mal, dass man das ziemlich einfach aber grob beantworten kann.
Damit wir noch konkreter werden können, sollten wir uns des Unterschieds zwischen einem Hobbyfotografen und dem beruflichen Fotografen bewusst sein.
Während der Hobbyfotograf meist antworten wird “ich fotografiere aus Spaß, Leidenschaft und zum Ausgleich”, hat der Berufsfotograf täglich mit der Fotografie zu tun und wird sich zum Ausgleich vermutlich lieber anderen Dingen widmen.
Die Frage nach dem Warum
Im Alter von x Jahren bekam ich eine Kamera geschenkt und konnte sie seither nicht mehr aus der Hand legen.
So oder so ähnlich beginnt der Lebenslauf vieler Fotografen. Das ist natürlich korrekt doch da es wohl bei jedem so abgelaufen ist, ist es auch ebenso unspektakulär und auch nur die halbe Wahrheit. Warum fotografieren wir also wirklich? Was ist unsere tiefere Motivation, um eine Kamera bei jeder Gelegenheit in die Hand zu nehmen?
In meinem Fall folgte dem anfänglichen Knipsen eines Jugendlichen ohne jegliche Ambition ein einschneidendes Erlebnis, welches mich nachhaltig zur Fotografie führte.
Vor vielen Jahren hielt ich auf einer Firmenveranstaltung unvermittelt eine Kamera in der Hand. Mit den Worten “ich mag jetzt nicht mehr, dokumentiere Du das Geschehen weiter” übergab mir ein Kollege mit gelangweiltem Gesicht eine Kamera.
Seither bin ich Fotograf.
Aus der anfänglichen Leidenschaft ist mein Beruf geworden. Heute betreibe ich ein Fotostudio und bin seit mehreren Jahren zudem als Trainer für angehende Fotografen tätig.
Meine Sichtweise
Wie bei jedem Thema gibt es auch hier unzählige Meinungen. Jeder von uns hat eine andere Sicht auf die Dinge. Daher will ich an dieser Stelle betonen, dass die folgenden Punkte meiner persönlichen Empfindung sowie Erfahrung entsprechen und natürlich nicht pauschal schlussfolgern lassen, dass es Dir genauso ergeht wie mir. Nimm also nicht alles persönlich, sondern verstehe es vielmehr als Inspiration und Anregung. Genauso wie Du alles was Du liest selbst reflektieren solltest, um zu entscheiden, ob es zu Dir passt oder nicht.
Manches wirst Du gut finden und vielleicht auf Deine Arbeitsweise anwenden, anderes eben nicht.
Was sind nun die Motivatoren, die uns zur Kamera greifen lassen?
1. Kreativität
Fotografie bedeutet kreativ zu sein.
Ja klar, das wissen wir doch alle.
Was kreativ sein in der Fotografie bedeutet, kann man sehr gut mit einigen wenigen Fragen verdeutlichen:
Wie fotografiere ich mein Motiv, damit es die beste Wirkung entfaltet?
Wie setze ich die Botschaft meines Fotos in der Bildbearbeitung um, damit mein Foto auch den richtigen Wow-Effekt erzielt?
Die Fotografie gibt uns die Möglichkeit, unsere Ideen nach unseren Wünschen umzusetzen. Die Freiheit, unserer Fantasie freien Lauf zu lassen, entfaltet bei uns ein geistiges Potenzial, das uns zu immer neuen Fotoprojekten und immer weiteren Hochpunkten führt.
Fast könnte man sagen, einmal angefangen ist es wie eine Sucht.
Tipp: Egal ob Du Anfänger oder Berufsfotograf bist. Die Realisierung eines besonderen Fotoprojekts bringt Deiner Kreativität immer neuen Schub.
Probier Dich an den verschiedensten Motiven aus und bleib dran!
2. Deine Entwicklung
Egal wie lange Du schon fotografierst. Solange Du dran bleibst, wirst Du merken, dass Du stetig Fortschritte machst. Und genau das erfüllt einen doch mit Freude oder. Wir sehen, dass wir etwas gut hinbekommen haben und sind motiviert, weiter zu machen.
Ich kann Dich also nur ermuntern, immer wieder Neues auszuprobieren, Deine Kenntnisse und Fähigkeiten auf diesem Weg immer mehr auszubauen.
Vielleicht hast Du bisher nur Makrofotografie oder Landschaftsfotografie betrieben. Versuche Dich doch auch mal an Menschen, an Streetfotografie, Beautyfotografie … Du wirst sehen, dass die Erfahrungen in anderen Bereichen Dich auch in Deinem Lieblingsgenre der Fotografie voran bringen werden.
“Nee, People und Street mag ich gar nicht” oder “Makro finde ich langweilig”
Sind Dir auch schon solche Gedanken durch den Kopf gegangen, ohne das Du auch nur ein einziges Foto in diesem Bereich gemacht hast?
Hin und wieder sind wir einfach zu voreilig. Ich selbst bin auch ein Mensch, der immer wieder mal Neuem gegenüber gar nicht so offen ist.
“Oh, darauf habe ich jetzt so gar keine Lust!”
Manchmal kann es vorkommen, dass ich mit Händen und Füßen versuche, manche Dinge von mir abzuwenden. Hinzu kommt bei mir dann noch ein lautstarkes Verbalisieren meiner Argumente, wenn ich so gar keine Lust habe. Wenn ich mich dann hin und wieder – gezwungenermaßen oder doch freiwillig – näher mit dem entsprechenden Thema beschäftige, merke ich jedes Mal, dass es einerseits nicht so schlimm ist wie befürchtet und noch viel wichtiger, dass es sogar richtig Spaß macht.
Ja, unsere liebe Komfortzone macht uns oft einen Strich durch die Rechnung. Es ist schon amüsant, wie oft man in solche Situationen kommen muss, bis man annähernd verstanden hat, dass Neues im Leben eine Bereicherung ist und keine Strafe.
Apropos Komfortzone.
Bei diesem Wort muss ich übrigens immer sofort an mein gemütliches Sofa denken.
Bist Du ein Landschaftsfotograf, der sich bei Wind und Wetter auf die Suche nach außergewöhnlichen Motiven in der Natur macht und sich dabei auch mal in den Dreck wirft? Ich denke dann hast Du verstanden worauf ich hinaus will.
3. Wir lieben Anerkennung
Ein Fotograf liebt Lob und Anerkennung!
Das stimmt nicht!
Und wie das stimmt!
Sicherlich ist dieses Bedürfnis nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt, doch wir Fotografen lieben es und brauchen es.
Jeder von uns möchte es der Welt zeigen, wenn er etwas Tolles produziert haben.
Auch ein Fotograf möchte seine Ergebnisse zeigen.
Du bist anderer Meinung?
Naja, ich kenne niemanden, der seine Fotos nur für die eigene Festplatte erstellt. Es mag sicherlich Ausnahmen geben. Doch Fotos wollen und sollten auch gezeigt werden. Fotos wollen in die Welt getragen werden.
Und wie machst Du das? Wo willst Du Deine Ergebnisse einer breiten Masse zeigen, wenn nicht in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Wir erhalten hierüber Rückmeldung und Applaus für unsere Arbeit in Form von Likes und Kommentaren. Innerhalb der Familie und des Freundeskreises sind es die lobenden Worte.
Du legst darauf keinen Wert? Warum postest Du dann?
Auch ich poste natürlich meine Aufnahmen. Und auch ich freue mich über eine positive Rückmeldung. Ein “toll gemacht” oder “was für ein geiles Bild” ist zwar wenig konstruktiv, doch es ermutigt uns, weiterhin dran zu bleiben.
Klar gibt es nicht nur die tollen Rückmeldungen, die runtergehen wie Honig. Es gibt auch die negativen, die Dich pieksen werden wie ein heißer Nadelstich. Einige mir bekannte Anfänger haben aufgrund negativen Feedbacks in den sozialen Medien deshalb auch schon das Handtuch geworfen und nie mehr etwas gepostet.
Mein Tipp: Poste, was Du gut findest und freue Dich, wenn es anderen gefällt. Lasse negatives Feedback nicht zu nahe an Dich heran. Vieles, was Dir hier um die Ohren fliegt, ist nicht fundiert und auch nicht so gemeint, wie es der Autor verfasst hat. Das zu trennen, ist leider nicht ganz einfach. Zieh Dir hier das Wesentliche raus und nutze es für Deine Weiterentwicklung als Fotograf.
4. Entspannung
In der Anfangszeit meiner Fotografie war ich total überrascht, wie entspannend fotografieren auch sein kann.
“Warum hab ich damit nicht schon viel früher begonnen.”
Das war damals mein erster Gedanke. Wie konnte so ein tolles Hobby so lange unentdeckt bleiben.
Ich begann damals mit der Landschaftsfotografie. Dieser Bereich der Fotografie glich für mich von Anfang an einer Meditation.
Motiv suchen. Stativ aufbauen. Kamera ausrichten.
Alleine diese Schritte brauchen Zeit und ganz viel Ruhe.
Jetzt noch auf den richtigen Moment warten. Oder doch nochmal den Standort wechseln?!
Wie oft habe ich hier an den verschiedensten Orten Stunden verbracht, nur um anschließend mit einem guten Gefühl der Gelassenheit wieder nach Hause zu fahren. Das i-Tüpfelchen war anschließend, die Ergebnisse auf dem heimischen Rechner zu betrachten und sich über eine gelungene Fototour zu freuen.
Grund genug, um schon sehr bald eine neue Location zu besuchen.
Doch nun zu Dir.
Warum fotografierst Du?
Erzähle mir, welches Erlebnis Dich zur Fotografie gebracht hat und was Dich an der Fotografie fesselt.
Servus Rainer,
schön von Dir zu hören bzw. zu lesen.
Diese Frage habe ich mir auch schon öfter gestellt.
Ich habe festgestellt, dass ich darauf aber leider keine konkrete Antwort finden kann. Da ich auf fast sämtlichen Gebieten schon unterwegs war und jedes Gebiet mich auf eine ganz eigene Art und Weise fasziniert.
In der Landschaftsfotografie : draußen sein und sich ihrer Schönheit bewußt zu werden und diese anderen Menschen zu zeigen, sie dazu zu bewegen, bewusster mit ihr umzugehen und darin Entspannung zu finden – vielleicht sogar den Urlaub oder Ausflüge danach zu planen – Deutschland ist wunderschön – auch wir haben Gegenden, die aussehen wie Urlaubs Ziele in der weiten Ferne.
In der Makrofotografie: Kleinigkeiten herauszuheben, die viele noch gar nicht kennen oder registriert haben, Dinge genauer zu betrachten.
In der Portrait-Fotografie: Erinnerungen festzuhalten, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, Schönheit hervorzuheben oder zu unterstreichen
experimentelle Fotografie : Leute zum staunen zu bringen, was alles möglich ist mit alltäglichen Dingen – Erschaffung des WOW-EFFEKTS.
Da ich an allen Dingen Spaß habe, Freude am Lernen und Respekt habe vor Mensch, Tier und Natur fotografiere ich mit Leib und Seele und möchte für mich und die Nachwelt diese Schönheit einzufangen und Veränderungen aufzuzeigen.
Hoffe es ist für Dich verständlich.
Viele Grüße
Dany Lerzer
Liebe Dany, freut mich, dass auch Du mit Leib und Seele dabei bist. Ich wünsche Dir, dass Du auch weiterhin mit soviel Ehrgeiz und Leidenschaft Deine Fotografie lebst. Vor allem freue ich mich aber, dass ich Dich mit meinen Beitrag inspirieren konnte.
Viele Grüße Rainer
Dein Artikel über die Gründe, warum man fotografiert, hat mich zum Nachdenken gebracht. Die Unterscheidung zwischen Hobby- und Berufsfotografen ist ein interessanter Aspekt, und deine persönliche Geschichte zeigt, dass oft unvorhergesehene Momente uns zu unserer Leidenschaft führen können. Ich frage mich, wie du die Balance zwischen deinem beruflichen Fotografieren und deiner eigenen kreativen Entfaltung findest?
Es scheint eine Herausforderung zu sein, die Leidenschaft für Fotografie aufrechtzuerhalten, während man gleichzeitig anderen hilft, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Auch deine Gedanken zur Komfortzone sind inspirierend; oft setzen wir uns unbewusst Grenzen. Wie siehst du die Rolle der Fotografie in der heutigen, von Social Media dominierten Welt? Bleibt die Einzigartigkeit und Tiefe inmitten der Flut an Bildern erhalten?
Hallo Tim, bitte entschuldige, dass ich jetzt erst auf Deine Fragen antworte.
Die Balance zwischen beruflicher Fotografie und kreativer Entfaltung zu finden ist nicht einfach. Im Alltag überwiegt natürlich der Beruf mit all seinen Herausforderungen. Bei mir ist es allerdings so, dass ich in meiner Freizeit (in erster Linie in Urlauben) immer die Kamera dabei habe und die sich mir zeigenden Motive in Szene setze. Für mich ist das eine Art Yoga oder meditativer Ausgleich neben dem Job. Zudem setze ich immer wieder kleinere freie Projekte um, bei denen es nicht darum geht, einem Kunden zu gefallen sondern einzig verschiedene Dinge umzusetzen und ganz einfach Freude an den Ergebnissen zu haben.
Die Leidenschaft für meine Fotografie bleibt gerade dadurch erhalten, wenn ich sehe, wie ich andere motivieren kann und sie zu besseren Fotografen zu machen. Die Freude in den Augen des anderen ist mein Ansporn hier weiter zu machen.
Und zu guter Letzt das Thema social media: Diese Medien verändern das ästhetische Empfinden der Menschen. Im Zeitalter von Handy und Co. reicht vielen der schnelle Schnappschuss, damit man schnell Inhalte auf Facebook und Instagram posten kann.
Ich bin jedoch der festen Überzeugung – und das lebe ich auch – dass jeder Fotograf erfolgreich ist, wenn er seine Leidenschaft für das was er tut lebt und dem Kunden damit ein einzigartiges Erlebnis beschert.
Ein Fotograf verkauft nicht nur Fotos, er verkauft ein Erlebnis, seine Leidenschaft und die Freude an dem was er tut.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude mit Deiner eigenen Fotografie. Gehe Deinen eigenen Weg und Du wirst Menschen finden, die genau das was Du tust und was Du verkörperst toll finden und genau deshalb den Weg zu Dir finden werden.